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Unterschätzte Gefahr: Sich beim Telefonieren verkühlen!

Gliedmaßen trennt man sich woanders ab

Nackt telefonieren. Diese Vorstellung hat damals bei der Enthüllung des Philip-Reis-Denkmals noch für Unruhe gesorgt. Heute ist man froh, wenn man nicht vom Klo aus angerufen wird.

Insgesamt gesehen, waren die ersten Jahrzehnte des Telefons gesegnete Zeiten, denn es war bis in die 1970er Jahre hinein in vielen Haushalten noch fest an der Wand installiert. Alternativ gab es den Fernsprechtischapparat. Beide kamen mit Wählscheibe.

Am Wählscheibentelefon war wirklich alles schön. Das Gefühl, wenn man den Zeigefinger in das entsprechende Loch der Fingerlochscheibe steckte und sie mit Gleichmaß nach rechts bis zum Anschlag bewegte; das Geräusch, wenn die Wählscheibe in gemütlichem Tempo zurück an ihren Ausgangsort zuckelte; das gelockte Kabel, das sich bisweilen verzwirbelte wie widerspenstiges Frauenhaar. Telefone wurden nicht nach 24 Monaten ausgetauscht, sondern hingen oder standen 15 Jahre unverändert am selben Platz.

Man sagt aber, dass beim Wählscheibentelefon insbesondere der Fliehkraftregler von Verschleiß betroffen gewesen sei – der sorgte dafür, dass die Fingerlochscheibe nicht mit hoher Geschwindigkeit in ihre Ausgangsposition zurückschnellte und dabei womöglich Fingerkuppen abtrennte. Ich habe allerdings nie von einem solchen Unfall gehört. In unserem Dorf trennte man sich Gliedmaßen mit der Heckenschere, im Sägewerk oder beim Häckseln ab.

Der Mensch macht alles schneller und effizienter, um dann in Abendkursen und Klöstern Langsamkeit zu lernen.