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Wir meinen es doch nur gut!

Praktische Lebenshilfe: Vergrämung von Jugendlichen

Der junge Mensch muss ja von allem möglichen abgehalten werden. Dauernd will er Dinge tun, die nicht gut für ihn sind. Manchmal muss man ihn aber auch von Dingen abhalten, die nicht gut für mich sind. Dazu gehört zum Beispiel nächtliches Feiern, Krakeelen oder Telefonieren vor meinem Schlafzimmerfenster.

Da ich zentral wohne, habe ich es im Laufe der Jahre auf dem Gebiet der Vergrämung lärmender Menschen zu großer Meisterschaft gebracht, und ich weiß, dass gegen betrunkene und laute junge Menschen vor dem Schlafzimmerfenster zuverlässig die zwei folgenden Dinge helfen:

1) Fenster öffnen und staubsaugen. Unklar bleibt, ob es das Staubsaugergeräusch an sich ist, das sie vertreibt oder die Furcht, man könnte sie bitten, im Haushalt zu helfen.

2) Bei geöffnetem Fenster die CD mit der Matthäus-Passion spielen. Hundertprozentige Erfolgsquote. Lange Rezitative vertreiben zuverlässig auch den zugedröhntesten Heranwachsenden.

Freunde raten mir gelegentlich zur Anschaffung eines der inzwischen zunehmend zur Taubenvertreibung eingesetzten Ultraschallgeräte – das lehne ich selbstverständlich ab. Ich will den jungen Menschen und ihren Ohren ja nicht wehtun. Ich biete ihnen lediglich eine hübsche Geräuschkulisse für ihr Gequatsche, ein Angebot, das sie in der Regel nicht annehmen. So ziehen sie dann zu

“Er hat uns allen wohlgetan,
den Blinden gab er das Gesicht,
die Lahmen macht’ er gehend,
er sagt’ uns seines Vaters Wort,
er trieb die Teufel fort,
Betrübte hat er aufgericht’,
er nahm die Sünder auf und an,
sonst hat mein Jesus nichts getan.”

geräuschvoll weiter. Und ich kann zurück ins Bett. Schnell noch die Musik ausmachen.

Ach je, immer diese Passionen …